Der Preis für Nachtsichtgeräte von 700 Euro bei Digitalen bis 60.000 Euro schwankt schon sehr! Das liegt aber einfach an der extrem sensiblen und modernen Technik.
Einfach gesagt: you get what you pay.
Da braucht man kein Geheimnis daraus machen – ein Auto für 100.000 Euro ist meist auch komfortabler wie ein Auto für 10.000 Euro – dasselbe Spiel hat man bei Nachtsichtgeräten und den eingesetzten Röhren eben auch.
Das DTNVS gibt es bei NightTec in den folgenden Ausführungen:
Harder und Photonis-Röhren von 1600 bis 2400 FOM in grün-Phosphor und weiß-Phosphor.
Welche Röhre dient da für welchen Zweck? Wir haben Tom von NightTec Berlin dazu befragt!
Anfang Interview:
“Kurz zusammengefasst gilt folgendes:
Für Wald ist immer die Gen3 zu empfehlen. Aufgrund der höheren Aufhellung und da selten bis keine Lichtquellen zu erwarten sind hat sie hier die Nase vorn.
Für urbanes Gelände hat eine Röhre aus der 4G Serie (Echo,Echo+, 2541P, 4G, 4G+) die Nase um weiten vorn. Das liegt vor allem daran dass diese Röhren immer ein Auflösung von mind. 57lp/mm leisten, egal wie viel Licht vorne reinkommt. Gen 3 brechen hier bis auf 30-36lp/mm ab, auch die modernen. Da 4G Röhren keinen Film (Ion Barriere) besitzen ist der Lichtkegel (Halo) um ein leuchtendes Objekt auch deutlich kleiner. Daher hat man ein deutlich angenehmeres Bild als bei Gen3. Der letzte Punkt ist ebenfalls das deutlich schnellere Autogating als es aktuell bei Gen3 verbaut ist. Man hat keinen schleichenden Prozess mehr bei wechselnden Lichtverhältnissen.
Tom, gibt es den “ottonormal Anwender” im Bereich der Nachtsichttechnik?
Das ist eine Frage die ich sehr oft gestellt bekomme. Es gibt viele Anwender an die ich verkaufe.
-Soldaten
-Polizei
-Airsoftspieler
-Jäger
-Sicherheitsdienst
-Astronome/Sterngucker
-Nachtwanderer
Sind hierbei die am häufigsten. Die Sterngucker haben dabei die allerhöchsten Ansprüche was die Röhre an Werten bringt. Oft kommt der Witz mit den Spannern hinterher. Hier kann ich nur sagen: Nachtsicht, kein Wärmebild durchs Fenster 😉
Welche Optik nutzt du selbst für welchen Zweck?
Airsoft: DTNVS+Coti+EoTech oder bei Vollmond: PVS14+Coti+TILO auf Scope (Gesetze beachten!)
Für Jäger: Beobachten mit einem Nachtsichtgerät/Wärmebild. Anlegen und schießen mit Wärmebildvorsatz.
Aktuell ist sehr in Mode sich ein monokulares Nachtsichtgerät und ein monokulares Wärmebild an eine Brücke kombiniert zu benutzen. Das geht in der Tat mit etwas Übung. Allerdings ist unser Gehirn nicht wirklich für zwei komplett Unterschiedliche Signale (Analog/Digital) gemischt pro Auge gemacht. Ich empfehle hier immer die Lösung eines Coti auf einem Bino oder Mono.
Was ist deiner Meinung nach am dtnvs das innovativste?
Die Gewichtseinsparung an vorderster Stelle. 50g weniger Gewicht im Vergleich zum DTNVG ist eine Menge. Gegen Aufpreis kommt man mit DEP Linsen sogar auf bis zu 441g runter. Dazu sorgt das neue Design für eine bessere Versteifung des Gehäuses sprich es ist gegen Stürze noch unempfindlicher.
Sollte man bei den röhre klein anfangen und sich dann nach und nach, nach oben arbeiten?
Das ist eine sehr gute Frage. Um viel Zeit und manchmal auch Nerven zu sparen frage ich vorab die Kunden was ihr Budget und Anwendungsbereich ist. Sehr häufig kennen die Interessenten die Preise nicht wirklich und träumen von Gen 3 Binos für 1000€. Mein Rat an die meisten Anwender ist folgender: Wer sich sein erstes Gerät kaufen will soll bitte mindestens in eine Photonis Commercial investieren. Von den ganzen Geräten mit Exportröhren aus den USA, Russland würde ich abraten. Sehr veraltete Technik und was weltweit frei exportiert werden darf ist einfach schon mindestens 20-30 Jahre alt in der Entwicklung. Ein Vorteil ist es dass Nachtsichtgeräte sehr preisstabil sind. Kaufe ich mir heute eins für 3000€ bringt es mir in 2-3 Jahren meistens immernoch einen ähnlichen Preis ein bei ordentlicher Nutzung.
Das ist auch einer der Gründe wieso ich die Vermietung mit anbiete: Die Kunden können mit einem Gerät gehobener Mittelklasse ein paar Nächte testen und dann entscheiden ob sie mehr wollen oder es ihnen ausreicht.
Was würdest du uns als Soldaten, die gerne für den Einsatz ein “besseres” nachtsichtgerät dabei haben möchte, als dienstlich geliefert, empfehlen?
Vorab muss man erst etwas richtig stellen was oft verwechselt wird. Thema: Milspec und commercial Grade. Gerne wird hier gedacht eine Röhre die nach Mil Spec gebaut ist hält mehr aus und ist immer leistungsstärker als eine nach commercial Grade. In der Herstellung ist es die gleiche Röhre die produziert wird.
Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Der Unterschied ist im ersten Punkt wie sauber die Röhre sein muss. Hierbei geht es um die Anzahl, Position, Größe von Spots aber auch sogenannte Blems (Flecken z.B.). Mil Spec Röhren dürfen nur sehr wenige und kleine Spots haben, gar keine in Zone 1 (Zentrum) und keine Blems. Nach commercial Grade sind mehr Spots erlaubt und auch Blems. Es gibt noch kleinere Punkte die laut Datenblatt leicht besser sein müssen aber das ist hierbei wirklich nicht erheblich. Auflösung, SNR, Gain sind hiervon nicht betroffen.
Ergo kann eine Röhre nach commercial Grade eine höhere Leistung haben als eine nach Mil Spec. das beste Beispiel sind hier Echo+ Röhren die gerne mal 2300-2500fom erreichen können.
Was viele sich wünschen aber es praktisch nicht gibt ist die Röhre ohne Spots. Fast jede Röhre hat sie. Man fängt hier aber erst ab einer gewissen Größe an zu zählen. Man muss also sowohl bei beiden Specs ggf. mit sichtbaren Spots rechnen.
Was würde ich jedem Soldaten empfehlen um sich zu verbessern:
Ich würde generell ein DTNVG oder jetzt neu das DTNVS empfehlen. Wer ein NV33 gestellt bekommt hat vermutlich schon etwas sehr gutes, dennoch darf man nicht vergessen dass die kompakte Bauweise des NV33 mit 16mm Röhrenfenster eben sehr viel Leistungsverlust mit sich bringt. Quetsche ich die gleiche Menge Licht durch ein kleineres Fenster verliere ich effektiv Leistung die hinten rauskommt. Mit einer 37mm Röhre (18mm Fenster) habe ich diesen Verlust nicht und kann als Soldat bis zu 2600FOM Röhren bestellen bei denen dann auch 2600FOM ankommen. Dafür ist die Gewichtseinsparung in keinem Verhältnis zum Leistungsverlust.
Für den Einsatz ist meiner Meinung nach ein Binokular Pflicht. Soldaten die dienstlich ihr Leben aufs Spiel setzen sollten nicht am echten räumlichen Sehen sparen. Wer bereits mit einem Binokular arbeitet versteht wovon ich rede.
Was sollte das minimum an Zubehör sein was man immer am mann/frau haben sollte?
-Eine Ersatzbatterie
-Schockfeste Tasche für das NVG
-Mikrofasertuch
Je nach Anwendungsgebiet noch Schutzlinsen. Diese sind bei Wüstengebieten zu empfehlen. Einfach kostengünstiger zu ersetzen bei Kratzern als die komplette Linse.
Viel mehr wird man nicht brauchen. Die Laufzeit mit einer Batterie ist bei einem Monokular weit über 25h und bei einem Bino selbst bei schlechten Verhältnissen noch bei guten 18-20h. Die Reinigung der Linsen sollte man ab und zu vornehmen um eine ideale Sicht zu gewährleisten. Die Tasche sollte etwas Druck abkönnen damit die Arme des Binokulars vor Torsion geschützt sind. Ein Monokular ist hier deutlich unanfälliger.
Sonstiges was du gerne los werden willst?
Vielen Dank für die Möglichkeit mich hier vorzustellen. Die Aufnahme und der Kontakt hat es mir wirklich leicht gemacht. Mein größter Dank gilt natürlich allen Soldaten die ihr Leben für uns Zivilisten riskieren. Meinen allergrößten Respekt, passt auf euch auf da draußen!”
Ende Interview
Wie ihr seht, sollte man sich im Vorfeld Gedanken über den Zweck seines Nachtsichtgeräts machen – die Facetten für den Einsatz sind verschieden – genauso wie die Nachsicht-Röhren und das entsprechende Zubehör.